Am 28. April diesen Jahres bin ich zu meiner diesjährigen Fotoreise nach Südwales aufgebrochen. Mit dabei waren sechs Teilnehmer, die
sich vorgenommen hatten, mit mir gemeinsam die wunderschöne walisische Landschaft mit der Kamera zu erkunden. Gleich zu Beginn muss ich hier Kristina lobend erwähnen, die trotz des Linksverkehrs
in Großbritannien mit ihrem Auto fahren wollte. Dadurch hatten wir mehr Platz für uns und unser Gepäck. Und alle Achtung... ich kenne mehrere Leute, die sich das nicht getraut hätten. Gleich
vorweg - alles ist selbstverständlich gut gegangen. Mit unseren zwei Bussen begannen Kristina und ich unsere Tour und holten hier in der Nähe zunächst Norbert ab. Dann ging es über Hannover (dort
kamen Almut und Angelika dazu...). nach Düsseldorf (Franz und Otmar stiegen zu...). Nach etwa fünf Stunden Fahrt erreichten wir Calais, wo wir am Terminal des Eurotunnels noch etwas auf unsere
Weiterfahrt unter dem Ärmelkanal hindurch warten mussten. Nach der etwa dreißigminütigen Reise mit dem Autozug durch den Tunnel wird man gleich auf die richtige Autobahn geleitet. Insofern ist
alles erst mal kein Problem. Etwas mehr Gelassenheit braucht man, wenn die Fahrt dann durch einen zweispurigen Kreisverkehr mit 5 oder mehr Ausfahrten geht. Abgesehen davon, dass ich gelegentlich
aus der falschen Ausfahrt gefahren bin, ist nichts passiert.
Nach meinen zahlreichen Aufenthalten in Großbritannien habe ich eigentlich immer erst Schwierigkeiten, wenn ich zurück nach Deutschland komme. Ein paar Tage lang
muss ich mich dann sehr konzentrieren, dass ich beim Abbiegen nicht auf die linke Seite rüber fahre.
Das Wetter während der Hinfahrt war mittelmäßig durchwachsen. Sonnenschein wechselte sich mit gelegentlichen Regenschauern ab. Nach etwa 16 Stunden Autofahrt inklusive Pausen kamen wir an unserem
Zielort Bridgend in Südwales an. Müde von der Fahrt, fielen wir nach einem Bier im Hotel-Pub in unsere Betten.
Unser erster "Arbeitstag" war vom Wetter her zunächst ebenso durchwachsen wie der Anreisetag. Bestes britisches Wetter, um die erste Location in der Dunraven Bay zu
besuchen. Trotz der trüben Stimmung am Himmel sehen die Fotos recht dramatisch aus - also genau das, was ich für die Teilnehmer der Fotoreise geplant hatte. Wir wollten ja nicht die Werbefotos
für die neuste "Visit Wales-Broschüre" produzieren, sondern das echte Wetter zeigen. So sieht's aus...
Wie schnell sich an der Küste das Wetter ändern kann, erlebten wir dann im Anschluss. Zum Abend verzogen sich die Wolken und wir fuhren noch einmal zum Nash Point.
Die untergehende Sonne belohnte uns mit einem magischen Abendlicht, welches sich bis in die Blaue Stunde hinein zog. Zur Belohnung gab's dann im Pub noch reichlich Essen und ein gutes, in der
Region gebrautes Ale.
Am folgenden Tag besuchten wir wieder zwei verschiedene Buchten, einmal die Manorbier Beach und die sehr böse und gefährlich aussehende Bucht von Marloes Sands in
Pembrokeshire. Dort wurden 2012 die Schluss-Szenen des Fantasy-Streifens "Snow White and the Huntsman" mit Charlize Theron, Kristen Stewart und Chris Hemsworth gedreht. Nur bei Ebbe zeigt sich
die ganze Dimension dieses magischen Stücks Natur und so mussten wir immer den genauen Plan für die Gezeiten im Auge behalten, um genügend Zeit für unsere Aufnahmen zu haben. Der Wettergott
spielte auch wieder mit und bescherte uns den gewünschten düsteren Himmel.
Wenn man einmal nach Großbritannien fährt, muss man unbedingt auch einen der wunderschönen Gärten besuchen. Wir waren in Dyffryn Gardens, ganz in der Nähe unseres
Wohnortes Bridgend. Nach kurzer Fahrt erreichten wir die Anlage mit dem herrschaftlichen Schloss und dem malerischen, romantischen Garten, der in die Top 100 der Englischen Gärten gewählt
wurde.
Da wir ja auf unserer Fotoreise die schönsten Buchten von Südwales fotografisch erkunden wollten, standen selbstverständlich Three Cliffs Bay mit den drei markanten
Felsen und die kilometerlange Bucht von Rhossili inklusive Worms Head auf unserem Plan. Das gewohnt gute britische Wetter - also ein Sonne-Wolken-Mix - garantierte uns optimale Bedingungen für
einige stimmungsvolle Landschaftsfotos. Und dass wir nach unseren täglichen Fototouren regelmäßig einen Pub in der Nähe besucht haben, soll hier nicht extra ausgeführt und bildlich dokumentiert
werden...
Neben meinem täglichen Bier zum Abend, bestand meine Malzeit u. a. aus einem vegetarischen Frühstück. Von den beiden Würstchen, die vermutlich aus
Sägemehl und Polystyrol bestanden, habe ich eigentlich immer nur eins geschafft. Beeindruckend fand ich, dass die Briten sehr hundefreundlich sind. In fast jeden Pub darf man seinen Hund mit
hinein nehmen. Auch allgemein sind die Briten freundlich und entspannt. An den Kassen der Supermärkte steht man gelassen in der Schlange, während die Kassiererin in aller Ruhe mit dem jeweiligen
Kunden über das Wetter plaudert. Das kann dann schon mal dauern...
Neben einem Besuch der walisischen Hauptstadt Cardiff und dem Hafenstädtchen Tenby stand auch ein Abstecher nach Chepstow auf dem Plan. Das beschauliche Städtchen an
der Grenze zu England liegt am River Wye, welcher mit seinem außergewöhlichen Tidenhub beeindruckt der zu den höchsten der Welt gehört. Bei maximaler Flut drückt das Wasser so stark in den Fluss,
dass es zum Teil bis am unteren Rand der Brückenbogen steht.
Beeindruckend ist auch das Castle, welches zu den ältesten Bauten dieser Art in Großbritannien gehört. Ein paar Kilometer weiter besuchten wir zum Abschluss noch Tintern Abbey, welche sich
majestätisch im Abendlicht über dem Wye River erhebt.
Aufgrund des ständig wechselnden Wetters sind wir am Abend des vierten Tages noch einmal nach Dunraven Bay in der Nähe unseres Hotels gefahren. Der Himmel versprach
einen interessanten Sonnenuntergang und so stiegen vier Teilnehmer unserer Gruppe noch einmal ins Auto und fuhren ans Meer. Die anderen beiden hielten schon mal im Pub die Plätze frei...
Auch wenn der Wind uns ordentlich um die Ohren wehte, warteten wir eine knappe Stunde auf das richtige Licht. Dafür wurden wir mit einem beeindruckenden Sonnenuntergang zwischen düsteren
Regenwolken entschädigt.
Am folgenden Tag fuhren wir gemeinsam wieder in Richtung Pembrokeshire und besuchten die Buchten von St. Govans Head und Skrinkle Haven.
Ineressant bei St. Govans Head war die in den Felsen gebaute Kapelle. Da das Wetter eigentlich fast zu schön war, machten wir ein paar Erinnerungsfotos und ließen die wunderschöne Felsenküste auf
uns wirken.
Für den Zutritt von Skrinkle Haven hatten wir nur ein sehr kleines Zeitfenster. Nur bei Ebbe gelangt man in die Bucht und hat dann eigentlich nur zwei Stunden um zu
fotografieren. Verpasst man die nahende Flut kommt man nicht mehr aus der Bucht und ist für immer verloren.... nein, aber man muss sich in den Klippen einen großen Stein suchen und ein paar
Stunden warten.
Die Skrinkle Havens Bay mussten wir uns zunächst mit einer kleinen Kletterpartie über ein abschüssiges Geröllfeld erarbeiten. Das war nicht ganz leicht und so
landete Otmar auch mit den Beinen im Wasser. Nass bis zu den Knien hielt er aber durch und auch wir anderen bestanden wohlbehalten diese sportliche Herausforderung. In der Bucht angekommen,
bestaunten wir, was die Natur dort geschaffen hatte. Die eigentliche Attraktion, der Church Doors Cove, lag leider nicht so ganz unseren Wünschen entsprechend im Licht, trotzdem fanden wir
zahlreiche interessante Motive in diesem zerklüfteten Küstenabschnitt. Nach kurzer Zeit entschied die herannahende Flut aber, uns aus der Bucht zu vertreiben und so kletterten wir wieder ohne
Schaden zu nehmen über den steinernen Hindernisparcours den Berg hinauf in die rettenden Rasenflächen der walisischen Küste.
Am letzten Tag vor unserer Heimreise war leider sonniges Wetter angesagt. Da unter Landschaftsfotgrafen blauer Himmel nicht wirklich beliebt ist, setzten wir einen Wandertag durch den Wald auf den Terminplan. Der Weg am River Hepste sollte uns an einigen Stromschnellen vorbei zu kleineren Wasserfällen führen. Hier wollten wir mit Graufiltern und Langzeitbelichtungen experimentieren um den Fluss des Wassers in verschiedenen Varianten darzustellen. Mir persönlich ist diese verschwommene Abbildung von fließendem Wasser mittlerweile etwas überstrapaziert worden. Es soll aber dem Geschmack jedes Fotografen überlassen sein, wie er die Bewegung von Wasser im Bild einfängt. Mir gefällt es jedenfalls auch, wenn es zur Abwechslung mal scharf ist.
Unser letzter gemeinsamer Nachmittag führte uns zu Caerphilly Castle, einer wunderschönen Anlage mit einem breiten Wassergraben und zahlreichen Enten und Gänsen rund
herum. Um den Vordergrund etwas aufzulockern, suchte ich mir meine persönliche Gans und war ganz begeistert, als mir der freundliche Wasservogel durch die optische Achse watschelte.
Die Rückfahrt am nächsten Tag begann 05.00 Uhr früh und wir erreichten den Eurotunnel pünktlich zur Durchfahrt 09.00 Uhr. Hier entstand noch unser Gruppenfoto und dann ging es wieder mit dem Zug
auf die andere Seite des Ärmelkanals.
Und im kommenden Jahr geht's natürlich wieder an die atemberaubende Küste von Südwales. Nimm doch Deine Kamera und komm einfach mit!